Forschung

IWRM-Vietnam: Entwicklung eines Planungs- und Entscheidungsunterstützungssystems

Das Forschungsvorhaben dient der Analyse der wachsenden Probleme bei der Wasserver- und Entsorgung in drei sehr unterschiedlichen Regionen Vietnams sowie der Entwicklung und Bereitstellung von Instrumenten für ein IWRM. Den Schwerpunkt bildet dabei ein gemeinsam mit den vietnamesischen Partnern modular aufgebautes und damit auf weitere Gebiete übertragbares Planungs- und Entscheidungsunterstützungssystem (DSS). Darüber hinaus sollen unter Beteiligung von deutschen Firmenpartnern erste technische Lösungen implementiert sowie die Aus- und Weiterbildung in den betroffenen Regionen vorangebracht werden.

Rahmenbedingungen

Vietnam ist ein Land mit reichhaltigen Wasserressourcen. Ein durchschnittlicher Jahresniederschlag von knapp 2000 mm und ein dichtes Gewässernetz von 2.360 Flüssen mit einer Länge über 10 km sorgt für ein reichliches Angebot. Trotz dieser günstigen Bedingungen ist Wassermanagement in Vietnam eine große Herausforderung:

  • Die Verteilung der Niederschläge und Gewässer ist regional sehr unterschiedlich. Ausgedehnte Trockenzeiten verursachen in bestimmten Gebieten temporäre Versorgungsprobleme
  • Vietnam ist ein Unterstrom-Land, d.h. keiner der großen Flüsse entspringt in Vietnam. Menge und Güte der Oberflächenwässer hängen von den Nutzungen an den Flussoberläufen in den Nachbarländern ab
  • Die Infrastruktur der Wasserversorgung und Abwasserbehandlung sowie z. B. des Hochwasserschutzes usw. ist nicht flächendeckend ausgebaut
  • Die schnelle Urbanisierung, Industrialisierung und Intensivierung der Landwirtschaft führt zu einem ansteigenden Wasserverbrauch und folglich zur Produktion wachsender Abwassermengen
  • Die Behörden sind derzeit nicht ausreichend in der Lage, ein effektives Wassermanagement zu erarbeiten und umzusetzen

Voraussetzung für die Lösung der wasserbezogenen Probleme in Vietnam ist ein sorgfältiges Management der Wasserressourcen. Technische, juristische und soziale Instrumente müssen entwickelt werden. Darauf aufbauend müssen auf Flusseinzugsgebiete bezogene Maßnahmekonzepte implementiert werden.  Diese Aktivitäten sollen die unterschiedlichen und teilweise einander widersprechenden Ansprüche an die Nutzung des Wassers möglichst harmonisieren und damit nachhaltig gestalten. Das Projekt wird diesen Prozess in drei repräsentativen, vietnamesischen Provinzen unterstützen, die sich durch verschiedene naturräumliche, sozioökonomische und ökologische Charakteristika auszeichnen:

Red River Delta – Provinz Nam Dinh: Neben der intensiven Landwirtschaft stellen die Abwässer aus Textilindustrie, Metallverarbeitung und Aquakaltur die wichtigsten Herausforderungen für ein IWRM. Hinzu kommen Salzwasserintrusionen durch eine übermäßige Grundwasserentnahme und Überflutungen.

Don Nai Einzugsgebiet - Provinz Lam Dong, Gemeinde Hoa Bac: Die Provinz wird durch hohen Wasserbedarf aufgrund des intensiven Kaffee- und Teeanbaus gekennzeichnet während für die ca. 900 Einwohner Hoa Bac öffentliche Wasserversorgung und ausreichende Sanitäreinrichtungen fehlen.

Mekong Delta - Provinz Can Tho: Neben Mängeln bei der Wasserversorgung und Problemen, die sich durch Hochwasserereignisse ergeben, stellen insbesondere die Einträge aus der Intensivtierhaltung sowie andere Beeinträchtigungen der Qualität der Oberflächengewässer die zentralen Herausforderungen für ein IWRM.

Zielsetzung

Das Forschungsprojekt entwickelt Methoden zur Umsetzung eines IWRM, um Wasser- und Landnutzungen in einem Flusseinzugsgebiet besser managen zu können. Dabei sollen Wasserhaushalt und Wassergüte gesichert und verbessert werden. Um Behörden bei der technischen und ökonomischen Planung sowie der Durchführung von IWRM-Maßnahmen zu unterstützen, sollen Instrumente und Methoden für eine effektive Nutzung vorhandener und zu erhebender Daten entwickelt werden. Dies beinhaltet im Einzelnen folgende Ziele:

– Entwicklung eines wasserwirtschaftlichen Planungs- und Entschei-dungsunterstützungssystem (DSS) und beispielhafte Anwendung in den beteiligten Provinzen:
Es wird ein Planungsinstrument für das Wassermanagement, inklusive Informationen zu Wasserressourcen, Qualität, Quantität, Ansprüche, Nutzung etc. entwickelt. Mit dem DSS werden Entscheidungsträger mit aktuellen Daten  und Erkenntnissen der Wissenschaft unterstützt, um nachhaltige und fundierte Entscheidungen zu Investitionen in der Wasserwirtschaft, Wasserverteilung, Düngemanagement etc. zu treffen.

– Errichtung, Untersuchung und Anpassung exemplarischer technischer Maßnahmen:
Deutsche Umwelttechnologie wird an lokale Bedingungen angepasst und eingesetzt. Hiermit werden effiziente Systemlösungen verwendet und gleichzeitig deutsche Investoren bei der Erschließung des vietnamesischen Marktes unterstützt. Sie können so im Rahmen des Projektes erste Erfahrungen in dem neuen Wirtschaftsraum sammeln.

– Kommunikation, Marketing und Vernetzung:
Arbeitstreffen und Trainingskurse werden im Rahmen der Teilprojekte zusammen mit den Projektpartnern durchgeführt. Ziel ist dabei, den Austausch von Erfahrungen und die Weiterbildung der vietnamesischen Partner zu fördern.

Projektorganisation und Teilprojekte

In dem Forschungsprojekt IWRM-Vietnam arbeiten federführend die Universität Bonn, Greifswald und Bochum zusammen. Sie sind jeweils auf eines der drei Teilgebiete fokussiert und arbeiten mit einem Netzwerk aus deutschen und vietnamesischen Partnern in Universitäten, Forschungsinstituten, Behörden und Firmen zusammen. Der Ruhr-Universität Bochum obliegt die Koordination des Verbundprojektes.




In Teilprojekt I wird das DSS für ein IWRM in Zusammenarbeit mit den vietnamesischen Behörden entwickelt. Dafür werden in drei untersuchten Provinzen Vietnams Methoden für die Planung und Bewertung von IWRM-Maßnahmen entwickelt und in der Praxis angewendet und getestet.

In den Projektprovinzen werden einzugsgebietsbezogen Wasser- und Landressourcen sowie die aktuelle ökonomische, soziale und ökologische Situation untersucht. Ziel ist dabei, aktuelle und zukünftige Nutzungskonflikte aufzudecken. Um prognostizierte Negativtrends abzuwenden, werden Maßnahmen anhand verschiedener modellierter Nutzungs- und Zustandsszenarien entworfen. Diese bilden die Grundlage für das DSS, dass Entscheidungsträger bei der Durchsetzung nachhaltiger Maßnahmen unterstützten soll.


Das Teilprojekt II in der Provinz Can Tho beschäftigt sich vor allem mit der Einführung von zwei Instrumenten des IWRM am Hau River:

  • Reduzierung von Nährstoffen und des biologischen Sauerstoffbedarfs (BOD):

    Die Universität Bonn plant die Errichtung einer Biogasanlage auf der SoHa State Farm, die mit ca. 7.000 ha zu einem der größten landwirtschaftlichen Betriebe des Mekong Deltas zählt. Durch die Nutzung tierischer Exkremente zur Erzeugung von Wärme und Elektrizität soll die Einleitung von Nährstoffen ins Oberflächen- und Grundwasser reduziert werden. Zusätzlich soll in Zusammenarbeit mit der Universität Can Tho ein organisches Düngemanagement entwickelt und implementiert werden.
  • Optimiertes Oberflächenwasser-Monitoring

    Im Mekong Delta wird für die Wasserversorgung hauptsächlich Oberflächenwasser genutzt. In verschiedenen Provinzen wird dessen Qualität zwar überwacht, es existiert jedoch zurzeit kein Austausch zwischen den jeweils zuständigen Behörden (Departments of Natural Resources and Environment). In Zusammenarbeit mit Moskito GIS GmbH, der Universität Can Tho und den DONREs arbeitet die Universität Bonn am Aufbau eines Web-basierten GIS zur Überwachung der Wasserqualität. An diesem Teilprojekt sind die DONREs der Provinzen Can Tho, Vinh Long, An Giang, Hau Giang und Soc Trang beteiligt.


Im Teilprojekt III liegt der Forschungsschwerpunkt in der Konzeption eines zentralen Wasserversorgungssystems und dem Ausgleich konträrer Interessen insbesondere durch den hohen Wasserbedarf in der Landwirtschaft. Die gewonnenen lokalen Erfahrungen in Hoa Bac fließen in die Entwicklung eines IWRM-Systems im Provinzmaßstab und den Entwicklungsprozess für das DSS.

Im Teilprojekt IV werden vorrangig Konzepte für die Behandlung von Siedlungs- und Industrieabwässern entwickelt.

Sprachversionen

Ansprechpartner

  • Ruhr-Universität Bochum, Fakultät für Bau- und Umweltingenieur-wissenschaften, Umwelttechnik und Ökologie im Bauwesen

    • Prof. Dr. Harro Stolpe (Projektkoordination)
    • Universitätsstraße 150
    • 44801 Bochum
    • Telefonnummer: +49 234 32-27995
    • Faxnummer: +49 234 3214-701
    • E-Mail-Adresse: harro.stolpe@rub.de