Forschung

Integriertes Wasserressourcen-Management im Cuvelai-Etosha Becken (Namibia): CuveWaters

Das Verbundprojekt CuveWaters unterstützt die Weiterentwicklung des integrierten Wasserressourcen-Managements im zentralen Norden von Namibia (Cuvelai-Etosha Basin). Das transdisziplinäre Forschungskonzept flankiert Veränderungen im Wasserressourcen-Management mit technischen Maßnahmen, um eine Verbesserung der langfristigen Entwicklung und Sicherung der endogenen Ressourcenpotentiale in der Untersuchungsregion zu erreichen. Integration steht im Mittelpunkt aller Projektaktivitäten, die sowohl auf angepasste Konzepte und Technologien als auch auf die Interaktion von Wasser und anderen Ressourcen und Partizipation fokussieren.

Rahmenbedingungen

Das Cuvelai-Etosha Basin im trockensten Staat des sub-saharischen Afrika
Das Cuvelai-Etosha Basin liegt im dicht besiedelten zentralen Norden Namibias und ist neben der Trockenheit vor allem durch die hohe Variabilität im Wasserdargebot geprägt. Aufgrund des jahreszeitlichen Wechsels von Überflutung und Dürre stehen Oberflächengewässer nur während der Regenzeit in ausreichendem Maße zur Verfügung. Erreichbare Grundwasserhorizonte sind meist zu salzhaltig für die Trinkwassernutzung. Die Trinkwasserversorgung wird im Wesentlichen über ein Fernleitungssystem gesichert, das Wasser aus dem Fluss Kunene an der namibisch-angolanischen Grenze in die Region transportiert. Dies bedeutet eine starke Abhängigkeit von Angola und den dortigen wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen. In Verbindung mit den naturräumlichen Voraussetzungen, hohem Bevölkerungswachstum, hoher Siedlungsdichte und anhaltender Urbanisierung ergeben sich schwierige Rahmenbedingungen für die Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser und sanitären Einrichtungen sowie für das Wassermanagement. 

Integration als zentrales Projektziel
Das Verbundprojekt CuveWaters hat zum Ziel, die Lebensbedingungen der Menschen durch innovative Technologien der Wasserver- und -entsorgung, die an die regionalen Bedingungen angepasst sind, zu verbessern. Basis ist die konzeptionelle Weiterentwicklung und Umsetzung eines integrierten Wasserressourcenmanagements (IWRM), welches in existierende Prozesse eingebettet und an die spezifischen Bedingen angepasst ist. Dabei ist wichtig, die Allokation des Wassers zwischen den verschiedenen Sektoren zu optimieren und die bestehenden Verbindungen zwischen Wassernutzung und der Nutzung anderer Ressourcen wie Land und Energie zu berücksichtigen.

Lösungsansätze

Verbindung von Konzeptforschung, Empirie und Technologie
Wichtige Voraussetzung zur Erreichung der Projektziele ist ein transdisziplinärer Forschungsansatz, der auf der Integration von Wissenschaft, Technik und Gesellschaft basiert. Die Projektergebnisse sind somit nicht nur wissenschaftlich relevant, sondern tragen unmittelbar zur Lösung praxisrelevanter Probleme bei.
Dieser transdisziplinäre Ansatz spiegelt sich in der Projektstruktur wider: Die wissenschaftlichen Projektbausteine

  • Konzeptforschung,
  • Empirie und
  • Technologie

sind eng verzahnt mit den integrativen, auf soziale Prozesse zielenden Bausteinen Partizipation, Good Governance & Institutionalisierung sowie Capacity Building.
 
Im Rahmen der Konzeptforschung werden die konzeptionellen und wissenschaftlichen Grundlagen für die regionalspezifische Weiterentwicklung und die Integration angepasster Technologien in das Ressourcenmanagement erarbeitet. Die empirischen Arbeiten umfassen sowohl die Auswertung von Sekundärmaterial, als auch die Durchführung eigener Erhebungen zur Identifizierung von Problemzusammenhängen vor Ort sowie die Auswahl potentieller Technikstandorte.

Der Projektbaustein Technologie zielt darauf ab, alternative Wasserressourcen zu erschließen und somit einen Multi-Ressourcenmix zu etablieren, der die Nutzung unterschiedlicher Wasserquellen, -arten und -qualitäten für die verschiedenen Nutzungszwecke ermöglicht. Es werden geeignete innovative Technologie-Optionen geprüft, die sich an die regionalen Bedingungen im Untersuchungsgebiet anpassen lassen wie beispielsweise

  • Regenwassernutzung,
  • dezentrale solar-gekoppelte Entsalzung,
  • künstliche Grundwasseranreicherung,
  • Sanitäranlagen mit Abwasserrecycling zur Gewinnung von Energie und Nährstoffen.

Die in die Umsetzungsphase eingehenden Optionen werden in einem partizipativen Prozess unter Berücksichtigung der Standortbedingungen (städtisch/ländlich) ausgewählt. Die Technikimplementierung wird in die bestehenden institutionellen und administrativen Prozesse des Ressourcenmanagements eingepasst und berücksichtigt die sozialen, ökonomischen und ökologischen Rahmenbedingungen der Wassernutzung.

Die institutionelle Absicherung des angepassten IWRM-Prozesses erfolgt durch die Entwicklung beständiger rechtlicher und institutioneller Strukturen, die im Projektbaustein Good Governance & Institutionalisierung erarbeitet werden. Darüber hinaus wird über den Baustein Partizipation das Projekt CuveWaters in den Kontext vor Ort verankert. Die Entwicklung und Implementierung des regionalspezifischen IWRM soll über die Beteiligung von verschiedenen Stakeholdergruppen (Nutzer, Praktiker, Administration, Politik etc.) auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene unterstützt werden. Die Integration des Stakeholder-Wissens, ihrer Interessen und Fähigkeiten sowie die Schaffung von Möglichkeiten zur Aushandlung von bestehenden Konflikten in der Wassernutzung und im Ressourcenmanagement sind hierbei zentral. Zur Verstetigung der Projektergebnisse werden unterstützende Maßnahmen im Rahmen des Capacity Building auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene entwickelt, die auf den Wissenstransfer in Administration und andere Institutionen, Wissenschaft sowie in die Bevölkerung zielen. Darüber hinaus ist langfristig geplant, einen nationalen und binationalen Politik Dialog anzuregen, der es ermöglicht, das gesamte Einzugsgebiet des Cuvelai zu betrachten, das von Namibia und Angola geteilt wird. Workshop-Aktivitäten als integraler Bestandteil des transdisziplinären Forschungsansatzes unterstützen die Erreichung der Projektziele.
Die hier skizzierte Phase 1 (01.11.06–31.10.08), in der in enger Abstimmung mit den Entscheidungsträgern und Akteuren vor Ort Konzepte entwickelt und technologische Potentiale erfasst und abgewogen werden, mündet in eine pilothafte Umsetzung der ausgewählten Technologielinien und eine Fortsetzung der Integration (Phase 2). In der abschließenden Implementierungsphase (Phase 3) soll die durchgreifende Implementierung der sich in der Pilotphase bewährenden technischen Systeme in Verbindung mit Maßnahmen zu einer Stärkung angepasster Governance-Strukturen und des Capacity Building einen entscheidenden Baustein für eine nachhaltige Entwicklung in der Modellregion schaffen.

Das Verbundprojekt wird auf deutscher Seite getragen von: Institut für sozial-ökologische Forschung, Fraunhofer Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik und Technische Universität Darmstadt, Fachgebiet Wasserversorgung und Grundwasserschutz (Institut WAR). In Namibia arbeitet CuveWaters eng zusammen mit dem Ministry of Agriculture, Water and Forestry, der Desert Research Foundation of Namibia und der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit.

Über die Modellregion hinaus
Von den Projektergebnissen kann nicht nur die in CuveWaters fokussierte Modellregion profitieren, sondern es wird auch der Grundstein für eine Diffusion der erarbeiten Konzepte und Technologien gelegt: Aus wissenschaftlicher Perspektive werden auf der Basis von Wissen, Daten und Konzepten neue Erkenntnisse geschaffen, die mit Blick auf die weltweite Zuspitzung von Problemen und Konfliktpotentialen im Umfeld des Managements der Wasserressourcen neue Lösungsansätze bieten. Die Sicherstellung einer Übertragbarkeit der erarbeiteten Erkenntnisse in der Technikentwicklung, ihrer Bewertung und der Technikfolgenabschätzung wie auch der damit verbundenen Methoden – zum Beispiel modellbasierte Szenarien und angepasste Konzepte zur Partizipation – auf andere Regionen der Welt mit vergleichbaren Problemlagen ist daher wichtige Aufgabe von CuveWaters. Hierbei liegt ein Schwerpunkt zunächst in der Gewährleistung einer Übertragung auf Länder im südlichen Afrika.

Ansprechpartner

  • ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung

    • Dr. Thomas Kluge (Projektleitung), Alexia Krug v. Nidda (Projektkoordination)
    • Hamburger Allee 45
    • 60486 Frankfurt
    • Telefonnummer: +49 69 707 69 19-0
    • E-Mail-Adresse: cuvewaters@isoe.de